Donnerstag, 10. Juni 2010

Homo erectis cerebralensis

Oder auch: der Mann. (Weitere Vorschläge eines Kollegen aus der Abteilung „noch lebende Opfer“ waren Homo sapiens ejakulationis bzw. cerebroglandis)

Nachdem wir im letzten Beitrag die Frau ausgiebig betrachtet haben (Herr Neon ist wohl noch dabei, die Maastrichter Kriterien in diesem Fall zu überprüfen), ist es nun Zeit, sich dem Mann zu widmen. Die zweite von drei Lebensformen, die sich unbefedert und wenig hüpfend auf zwei Beinen durch die Weltgeschichte bewegt.

Ähnlich wie die Frau ist auch der Mann ausgestattet. Jedoch kommen hier zu Kopf und Körper im Regelfall fünf Glieder hinzu. Wobei das Kleinste davon die größte Aufmerksamkeit hervorruft. Unter Männern, Frauen pflegen diesen Detailunterschied meist zu übersehen. Ansonsten gilt hier die Ähnlichkeitsvermutung. Der Mann an sich besitzt, ebenso wie die Frau, diverse Problemzonen. Allerdings gelingt es der Psyche des Mannes, diese ihm als Vorteile vorzugauckeln, was manchmal zum Bundespräsidentensessel führen kann. Hängende Arschbacken Mundwinkel indes reichen allerhöchstens für einen Kanzlerstuhl. Aber fangen wir auch hier oben an.

Der männliche Kopf. Jugendlicher Sitz einer Lockenpracht, die nicht selten im Alter eine dritte Kniescheibe wachsen lässt. Je nach hormoneller Vorbelastung kann diese Kniescheibe im Laufe weniger Jahre zu einer ausgewachsenen Fleischmütze mutieren. Manchmal bleiben aber auch Kranzgefäße stehen und bilden eine Art rückwärtige Augenbraue, um Regenwasser ein direktes Ablaufen in den Hemdkragen zu verwehren. Gerne wird der Hinweis gegeben, dass ein schönes Gesicht eben viel Platz benötigt, und sich dieser Platz eben durch entsprechende Verbreiterung des Mittelscheitels hart erkämpft werden muss. Nun gilt ja nicht nur in der Physik der Energieerhaltungssatz, sondern auch bei männlicher Behaarung. Denn nichts geht in der Natur verloren, es erscheint nur an anderen Orten wieder. Das gilt für Erdölvorkommen, Wasserleitungsbrüchen in Mietwohnungen und Keratinverbindungen. So kann man beobachten, dass Männer, deren Haarpracht die Höhenluft nicht bekommt, meist über eine prächtige Gesichts-, Nasen- und Ohrbehaarung verfügen, da sich das Dachfell an diese, der Sonnenbestrahlung nicht in allen Teilen ausgesetzte, sichere Orte zurückgezogen hat.
Im Kopf indes herrscht umgangssprachlich Leere vor. Denn die überlebenswichtigen Vorgänge werden an anderer Stelle kontrolliert. Nicht umsonst heißt es bei Männertreffen, auch in olivgrüner Uniform, sehr oft „Hopp hopp, de Schoppe in de Kopp!“, da sich offensichtlich dort genug Stauraum befindet. Aber Leere? Nicht ganz. Schwammartige Hirnmasse hat dort Platz gefunden, um den bei Trinkgelagen anfallenden Alkohol aufzusaugen und somit Schwapp- und Gluckergeräusche zu verhindern. Ebenfalls sitzt dort das allgemeine Fußballgehirn nebst Trainerfunktion und Abseitsregel. (Hier sehen wir einen der Unterschiede zwischen Mann und Frau: beim Mann findet man die Regel im Kopf) Die Trainerfunktion wird jedoch nur aktiviert, wenn sich der Mann vor einem Bildschirm befindet, auf dem er ein Fußballspiel visuell verfolgen kann. Auch ist eine kleine Datenbank mit aktuellen Kraftfahrzeugen, deren Hubraumstärken und Beschleunigungswerten sowie deren Motorleistung hinterlegt. Am Kopf befinden sich zwei Ohren, die selektiv auf Durchzug gestellt werden können. Triggerfunktion dafür ist meist eine schrille, weibliche Stimme. Desweiteren 2 Augen, deren Erkennungsfunktion vom Haupthirn gesteuert werden und eine Nase, die den aktuellen Alkoholpegel anhand von Verfärbung anzuzeigen in der Lage ist. Der Mann selbst sieht dieses Gesamtkunstwerk nicht als Problemzone an, denn wenn man ihn zu irgendetwas frägt, von dem er keine Ahnung hat, heißt die Antwort in 99 Prozent der Fälle „Kein Problem“.

Direkt an den Hals schließt sich beim Mann der Torso an. Ein mehr oder minder muskulöser Brustkorb, der bei besonders stattlichen Exemplaren mit einer körpereigen produzierten Dämmschicht aus Naturwolle beflockt ist. Wir erinnern uns: in der Natur geht nichts verloren. Es wird nur umgeschichtet. Manche Exemplare, bei denen die Fläche auf der Vorderseite nicht ausreichend gestaltet ist, nutzen auch noch den Rücken für Wildwuchs. Das ganze dient als natürliches Repellent gegen Mückenstiche. Eine weitere Maßnahme gegen Mückenstiche ist das Halten einer Partnerin, die diese im Normalfall ablenkt und –fängt. Unterhalb des Brustkorbes schließt sich dann das Sixpack an, auch Waschbrettbauch genannt. Bei der überwiegenden Anzahl von Männern indes ist dieser Bereich verletzungsmindernd ausgeführt und bietet frau indes Software an, aus Waschbrett wird Waschbär und das Sixpack wird zum Fässchen aufgewertet. Kostenlos, versteht sich. Stolze Männer tragen nun ihren Bauch wie eine Trophäe vor sich her und vergleichen heimlich ihren Status.

Schnitt. Nun kommen wir zur Hauptsache. In den Augen der männlichen Konkurrenz. Das Haupthirn. Es befindet sich dreiteilig in geschützter Lage, dennoch luftkühlbar, im Bereich des Schrittes. Diese Dreiteilung findet sich auch in der Bibel als Dreifaltigkeit wieder, wobei der Mann an sich die Möglichkeit besitzt, diese Falten verschwinden zu lassen. Dazu muss lediglich ein wenig Blut neu arrangiert werden. Wie wir alle wissen, wird Intelligenz, und damit Hirn, ja hauptsächlich dazu eingesetzt, das Überleben zu sichern. Und genau aus diesem Grund ist das männliche Gehirn auch dort untergebracht. Zur Überlebenssicherung. Denn wozu braucht man die Apparatur, die da außenliegend angebracht ist? Richtig, zum Spaß haben. Nebenbei würgt Mutter Natur natürlich der Menschheit damit eins rein, dass damit auch Nachkommenschaft erzeugt wird. Aber im Prinzip der ausgleichenden Gerechtigkeit muss ja ein Haken an der Sache sein. Um nun der Frau zu zeigen, dass der Mann einen wirklich ausgeprägten Sinn zur Überlebenssicherung besitzt, kann er das Hirn präsentieren, indem er ein Drittel davon von seinem Körper abstellt. Allerdings findet diese Methode bei Frauen nicht immer Anklang, speziell nicht abends in Parks unter Öffnen eines Trenchcoats. Gegenüber der beiden anderen Hirndrittel liegt übrigens die letzte Bastion verschobener, männlicher Körperbehaarung: die Porille.

Dann geht es weiter nach unten. Haarige Beine, bei Fußballern in sanft nach außen geschwungener Form, deuten an, dass hier auch bei Minustemperaturen in kurzen Hosen präsentiert werden kann. Leider hört die Isolierbehaarung jedoch kurz vor den Füßen des Mammutjägers auf, so dass zu deren natürlichem Schutz im Regelfall auf Tennissocken und Sandalen zurückgegriffen wird. Was aber den Mann, wegen seines fehlenden Mode-Gens, nicht weiter sonderlich stört.
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