Homo cerebralus minimalensis

Oder auch der Politiker.
Nachdem wir nun die ersten beiden der drei möglichen, auf zwei Beinen sich bewegenden Lebensformen besprochen haben, kommen wir nun zur letzten Gruppe, den Politikern.

Politiker treten sowohl dem Mann als auch der Frau verblüffend ähnlich sehend in Erscheinung. Jedoch weisen sie eklatante Unterschiede zu diesen auf. Fangen wir auch hier ganz oben an.

Politiker sind Menschen, die öffentlich im Rampenlicht stehen. Dazu sollten sie gute PR-Berater haben. Tun sie aber nicht. Nehmen wir einmal die Haare des ehemaligen Kanzlers, die es schafften, ungefärbt ihre Farbe zu wechseln. Das kann schon vorkommen, es sollen ja schon ganze Politiker, und da nicht nur ihre Haare, die Farbe gewechselt haben. Von rot nach grün, von schwarz nach braun, von grau nach schwarz – achso, das Letztere waren doch nur die Haare. Manchmal ist es nicht nur die Haarfarbe, die einem ins Auge springt, sondern auch der nicht vorhandene Schnitt. Während viele Politiker finanziell einen guten Schnitt machen, tun das ihre Friseure offensichtlich nicht. Wie sonst kann eine Frau mit einem Farbnamen aussehen wie ein angerosteter Bobtail, eine andere die zweithöchste Position in diesem Land mit einer Wiederbelebung eines elektrisch exekutierten Prinz Eisenherzes besetzen, ein anderer Politiker wiederum mit der weiter unten liegenden Gesichtsbehaarung wie Rübezahl auflaufen, während einer seiner Kollegen dies, trotz Schlaglochstrecken im Gesicht, aus verdeckenden Gründen gerade nicht tut?
Weiter im Text. Innenleben. Ein Widerspruch in sich. Im inneren des Schädels lebt nichts mehr, denn Leben bedeutet Entwicklung. Aber das kann man bei den meisten beim besten Willen nicht erkennen. Parteiprogramme werden da mit Laser auf die Innenseite der Schädelkalotte gebrannt und vor laufenden Kameras gebetsmühlenartig wiederholt abgelesen. Ansonsten befindet sich da nicht mehr viel. Ein kleiner Taschenrechner vielleicht, der ständig die Höhe des Kontos neu berechnet, aufgefüllt durch fleißige Lobbyisten, die ihre Ziele durchgesetzt sehen wollen. Und eine Phrasendreschmaschine, gespeist von den eingebrannten Sprüchen aus der Kalotte. Phrasen, die einmal abgelassen wurden, verlieren ihre Gültigkeit bereits, bevor sie noch das Ohr des ersten Hörers erreichen. Somit ist sich ein Politiker auch nie einer Schuld bewusst.

Weiter nach unten sehen wir den ersten und größten Unterschied zum lebenden Menschen. Das Skelett. Nicht dass Politiker im Gegnsatz zu Mann und Frau über ein Exoskelett verfügen, obgleich man bei mancher Dickfelligkeit gegenüber Rücktrittsempfehlungen nach heftigen Entgleisungen davon ausgehen könnte. Vielmehr haben wir es hier mit einer aufrecht gehenden Lebensform zu tun, die über kein stützendes Rückgrat verfügt. Direkt an den Schädel angeschlossen sind noch 2 Wirbel, die der Stzung des Halses dienen, damit dieser nicht bei Anlegen von irgendwelchen Verdienstmedaillen am Bande durchreißt. Danach setzen die Wirbel eine ganze Weile aus. Hat auch seine Vorteile, denn dadurch kann der Kopf blitzschnell, wie eine Windrose, aus der Richtung gedreht werden, aus der ein scharfer Wind weht. Speziell um 1989 herum war das eine gute Einrichtung für Politiker, die manchem, trotz 180-Grad Drehung, den Hals rettete. Einem normalen Menschen hätte dies das Genick gebrochen und seinen sofortigen Ausschluss aus der Reihe der Schwarzgeldzahlungsempfänger beschert. Nicht so dem Politiker. Um nun den Bewegungsapparat in der Senkrechten halten zu können, ohne auf ein Knochengerüst zu bauen, benötigt natürlich so ein Politiker eine Art Stützkorsett. Es muss jedoch beweglich sein und sollte nicht wie eine Rüstung schnelle Drehungen und Wendungen in Körper- und Politikersprache erlauben. Dies erreicht ma allerdings nur mit gerollten Euroscheinen, die einerseits, in entsprechender Menge, für das notwendige Durchhaltevermögen sorgen, andererseits aber auch so weich sind, dass sie bei einer Durchleuchtung am Flughafen Frankfurt vor dem Abflug in die Schweiz nicht erkannt werden. Da durch die hohe Beweglichkeit die Noten stark belastet werden und schnell ausfransen, muss regelmäßig nachgefüttert werden.

Wie schon beim Mann beschrieben, sind rudimentäre Reste des dreigeteilten Hirns auch beim Politiker zu finden. Beim männerimitierenden Politiker. Zeitweises Aufflackern von Restelektrizität führt bisweilen dazu, dass Grundfunktionen noch ausgeführt werden können. Scheidungsanwälte könnten ein Lied davon singen, würden sie nicht ausgediente Politikerrückgrate als Schweigegeld erhalten.

Nach unten hin dupliziert der Politiker auch die Extremiten des gemeinen Menschen, allerdings nicht ohne vorher eine einzelne Funktion der Bewegungsorgane ausgeschaltet zu haben: den Rücktritt. Dies bedeutet allerdings nicht, dass Politiker im Allgemeinen immer schneller werden, bis sie ungebremst versuchen, Mauerwerk aus dem Weg zu räumen, sondern lediglich, dass mit der Rücktrittsfunktion auch gleichzeitig das Skrupelgen entfernt wurde. Ein paar wenige Exemplare fallen da natürlich aus dem Rahmen, dem Flugzeug, dem Bundespräsidialamt oder dem Phaeton. Aber das sind nur Einzelfälle, die statistisch unberücksichtigt bleiben.
Eugene Faust - 12. Jun, 15:44

"...ein kleiner Taschenrechner vielleicht..."



Die wichtigste Funktion ist auf der zweiten Taste unten (v. re.)

pathologe - 12. Jun, 15:48

Dort

fehlt indes die Bierdeckel-Taste.
Eugene Faust - 12. Jun, 16:02

OK

Hier das Upgrade.
Katzenpension - 12. Jun, 23:11

Das

ist einfach köstlich! Die Lachtherapie schlägt gut an Herr Medizinalrat, ich fühle mich schon fast wieder gesund. Vielleicht zahlt die Kasse Ihnen einen Sonderbonus?
la-mamma - 13. Jun, 07:14

keine tabus!

herr dr., gerade in einer wissenschaftlichen abhandlung - håtten sie da nicht auch die oft sehr ungewöhnliche größe der after auch zwecks unterbringung der nächsten gefolgspolitiker erwähnen müssen?

pathologe - 13. Jun, 07:40

Richtig.

Ich gestehe, ich vergaß. Und gelobe Besserung.

Ebenfalls nicht erwähnt hatte ich, dass Politiker, die aufgrund eines Numerus Clausus im eigenen Land keine adäquate Position erhalten können, gerne auch ins Ausland gehen und dort politikerähnliche Positionen bekleiden, beispielsweise die eines Aufsichtsratsvorsitzenden einer Bank. Auch die Österreicher hatten mal so einen kleinen schnauzbärtigen Politiker, der dann aber nicht nur im Nachbarland ziemlich Unfrieden stiftete.

Desweiteren sind Politiker meist mit übergroßen Händen und speziellem Greifreflex ausgestattet. Halten Sie einem Politiker einen beliebig großen Geldschein in die Nähe seiner Hand, und er wird haigleich zuschnappen und nie wieder loslassen. Eher heiratet der Papst im Petersdom.
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