Samstag, 31. Januar 2009

Meine erste Operation

Das war sie also. Der Patient, ein Herr in den besten Jahren, kam mit heftigen Kreuzschmerzen zu mir. Die hatte er sich wohl bei einem Urlaub in Golgatha zugezogen. „Jesus“, sagte ich, als ich ihn untersuchte, „sie haben da ja auch noch eine ziemliche Narbe. Welcher unfähige Kollege hat Ihnen denn da den Blinddarm entnommen?“ „Oh“, sagte der Herr, „das war so ein italienischer Austauscharzt von Ärzte ohne Grenzen, der sich da versuchte. Der arbeitete mit ziemlich seltsamen Methoden. Keine Anästhesie, sondern Akupunktur rund um den Kopf. Hatte extra so eine Apparatur mitgebracht, die er mir aufsetzte und die dann in die Kopfhaut stach.“ „Mein Gott“, erwiderte ich, „das sind ja Sachen, da fühlt man sich doch ziemlich von allen guten Geistern verlassen, oder?“ „Na ja“, meinte er, „halb so schlimm, war ja zum Glück gut, dass er mich noch vor Ostern behandelte.“

„Gut“, sagte ich, „dann nehmen Sie doch bitte schon mal hier auf dem Tisch Platz. Ich arbeite übrigens nach ganzheitlichen Methoden, werde Sie hypnotisieren und nicht, wie üblich, Mit Globuli betäuben. Nun lassen Sie mich aber erst mal schauen, wo der Schuh drückt.“ Der Herr zeigte mir die genauen Lokationen des Schmerzes, wobei mir die Löcher seiner Piercings, die er mal in Hand- und Fußrücken gehabt haben musste, auffielen. Meine Diagnose war so kurz wie auch schmerzlos: ich musste eine Vasektomie am offenen Herzen durchführen. Der Herr, im Übrigen privat versichert, willigte ein. Er hatte vollstes Vertrauen zu mir.

Ich erklärte ihm, dass ich minimalinvasiv vorgehen würde, um der Krankenkasse Kosten zu ersparen. Eine kleine Kanüle würde über vorhandene Wege in den Körper eingebracht, dazu ein Endoskop, um die Arbeit vor Ort kontrollieren zu können. Dazu noch drei, vier Klammern zum Vergessen, weil die die Krankenkasse en gros, also nach Kartons, bezahlt. Und nicht stückweise. Obwohl ich sie dann wiederum stückweise abrechne. Tupfer braucht man da fast nicht, aber wenn, dann nur die mit dem blauen Faden, damit die herrlichen Patienten auch einmal kräftig verwirrt schauen. Und dann machte ich mich auf den Weg.

Vorbei an Patella, Großhirnrinde und Steißbein kanülte ich mich bis in die Schmerzregion vor, darauf achtend, keine wichtigen Körperteile abzureißen. Ok, hier und da fehlt dann schon einmal die Gallenblase oder eine Niere, aber meist bekommt man an der Fleischtheke Ersatz. Dann schicke ich mal schnell die Schwester mit einer Bestellung raus und lade das Büro auf ein ausgedehntes Frühstück ein. Ich hege zwar die Vermutung, dass die Schwestern wissen, wie der falsche Hase läuft, aber aus Freude über ihren Arbeitsplatz sich nicht darüber äußern. So ein saures Lüngerl, wenn der nikotinbedingte Krebspatient ein Problem aufweist, eine Schweinsblase bei der Prostataoperation oder eben ein Kreuzworträtsel beim aktuellen Patienten – alles ist möglich und wird abgerechnet.

Ich erreichte den Schmerzherd und konnte ihn erfolgreich behandeln. Ein falsch angelötetes Gewinde für den Heiligenschein. Die Korrektur war ein Routineeingriff, denn schließlich bin ich ja als Engelmacher berühmt. Nur kurze Zeit später konnte der Herr seine Latschen wieder anziehen und aus eigener Kraft die Praxis verlassen. Ich riet ihm noch, sich einmal ordentlich zu waschen und zu rasieren, damit er auch wieder einen Job fände. Aber das hörte er schon nicht mehr, als er über die Pfütze des Wasserrohrbruchs im Hof von dannen schritt.

Samstag, 24. Januar 2009

Englisch für Anfänger (1)

"I am a veterinarian"

"Oh, isn't that boring? No meat at all?"

(Steppenhund'sche Korrektur eingebracht. Danke fuer den Fisch.)

Dienstag, 13. Januar 2009

Definitionssache

Lockenpracht wie auch Igelschnitt sowie Perücke, Mütze und Hut können alles Behauptungen sein. Ein Helm ebenfalls. Und besser als eine Enthauptung, da man danach doch recht kopflos durch die Gegend rennt.

--

Unter Annahmen versteht man nichteheliche Kinder, die man aufzieht, Bestechungsgelder und fremder Leute Päckchen.

--

Wenn man um die Ecke linst, sind selten Hülsenfrüchte mit im Spiel. Auch wenn das wieder nicht die Bohne interessiert. Kaffee gefällig?

--

Es gibt Zwillinge, Drillinge, Vierlinge und so weiter. Aber wie nennt man es, wenn nur ein Baby geboren wird? Das allerdings trotzdem schon Ein Geschwisterchen hat? Einling? Einzelkind? Monokultur? Und was wäre die Mehrzahl von Einling?

Sonntag, 11. Januar 2009

Aktendurchsicht (3)

Es ist mal wieder an der Zeit, die Krankenakten zu durchstöbern und nachzuschauen, welch arme, irregeleitete Kreaturen sich wieder hierher eingefunden haben. Um nach Rat und Trost zu suchen in diesen Zeiten, die selbst für geistig Gesunde schon genug Herausforderung bieten.

So finden wir nun die Anfrage wodka einlauf, die mir sofort die Gegenfrage auf meine haarzunge legt, ob es sich um einen Zieleinlauf (ergo Zielwasser) oder einen Waschvorgang mit einem Wollpulli handelt, der danach größenmäßig gewisse Unterdeckung aufweist.

Desweiteren suchen manche Zeitgenossen hier pathologie scheintote, aber ich kann Ihnen versichern, jeder Scheintote ist nach der Obduktion mit Sicherheit nicht mehr scheintot.

Auch suchte man, wenngleich nicht in diesem, so aber in einem ärztetechnisch ebenso betreuten Blog, nach gesäuge von geilen weibern, was mich insbesondere deswegen wundert, da das Blog in einer ganz anderen Richtung ausgerichtet ist. Also nicht jetzt als Eheanbahnungsblog gleichgeschlechtlich liebender Männer, obwohl es da auch Bezüge geben könnte, sondern ein rein auf einen literarischen Bestseller ausgerichtetes Blog. Gern sucht man da nämlich auch nach libido schwarze schokolade, die wahrscheinlich gereicht wurde zu eminem abendmahl, kurz bevor es dann hieß: jesus abendmahl time is over. Wundersam ist auch die Heilung der Lahmen dort, denn schon bevor sie eintritt, sucht jemand nach rollstuhlfahrer kleidung selbst nähen. Ich denke schon, dass Rollstuhlfahrer, bei entsprechend gestalteter Arbeitsumgebung, selbst nähen können. Und auch für Raucher ist was dabei: gras 10 gebote, wobei ich als Nichtraucher diese leider nicht kenne.

Ansonsten sind die Suchen doch eher unspektakulär, inzwischen hat es sich wohl herumgesprochen, dass man auch andere Quellen des Internets nutzen kann, die ergiebiger sind. Bis zur nächsten Revision!

Mittwoch, 31. Dezember 2008

Nachtdienst

Der Medizinalrat Prof. Dr. von Pé hat sich extra einteilen lassen und seine wertvolle Arztzeit zur Verfügung gestellt, damit er Ihnen zu seinem Jahresübergang bereits einen Guten Rutsch wünschen kann. Nach 2009, das es hier bereits ist. Ok, in Europa noch nicht, aber das ist wurscht.

Er selbst ist nur bedingt gut reingerutscht, da hier ja grundsätzlich überall gestreut ist. Sand. Obwohl es eigentlich nie kälter als 13 Grad war bis jetzt. Und das vielleicht auch nur nachts, wenn überhaupt.

Egal, lassen Sie es sich schmecken, feiern Sie schön und schauen Sie auch nächstes Jahr, trotz Gesundungsreform, hier mal wieder vorbei.

Montag, 29. Dezember 2008

Buchstabenstock

Frau Dr. Buchstäblich warf doch tatsächlich einen kollegialen Stock in meine Praxis, um sich über fünf Ecken darüber zu informieren, welche fünf Highlights mein 2008 erleuchteten.

Keine.

Hah. Das wäre es jetzt. Diagnose gestellt, keine Medizin notwendig, einen weiteren Apotheker und die leidende Pharmabranche in den Hungertod getrieben. Nun, dann wollen wir mal nicht so sein und nachwühlen, ob es da nicht sonst noch was gab?

Da wäre erst mal die Geschichte von der Bankenrettung. Jungs wie der Mann vom Acker und seine Kumpane verleihen haufenweise Geld, das sie nicht haben, an Leute, die es nicht zurückzahlen können, für Häuser, die es nicht gibt. Oder die nicht so viel wert sind, wie sie kosten. Alles unter der Prämisse: Freie Marktwirtschaft, Staat, halte mal die Füße still. Nichts für Dich zu verdienen. Und dann, wenn auf einmal das Geld alle ist, aber die Jahre bis zur Rückzahlung noch so lang, dann stellen sie sich hin und halten die bedürftige, manikürte Hand auf. Dann muss auf einmal der Staat den Scheinwerfer spielen. Und blöde, wie er ist, tut er es. Weil ja sonst die Luftblasen der Finanzwirtschaft platzen könnten. Und Menschen arbeitslos werden. Also jetzt gut verdienende Menschen, nicht so Humankapital, das bei jeder normalen Umstrukturierung unter die Räder kommt und eh nicht bei Prada, Porsche oder Mercedes in bar kauft.

Dann hätten wir den Rambazamba im Gazastreifen. Pünktlich zu Weihnachten schießen die einen, wahrscheinlich im Hinblick auf Silvester und ihren Restbeständen, noch mal schnell ein paar hundert Raketen ab, um ihren zukünftigen Lebensraum umzupflügen und urbar zu machen. Dumm nur, dass da noch einige andere Gestalten wohnen, denen das gar nicht gefällt, wenn die Kartoffeln der neune Ernte aus dem eigenen Garten waagrecht durch das Loch in der Hauswand direkt in der Küche landen. Und so wird dann erst mal, zum Fest des Friedens, der Liebe und der Hoffnung, zurückgebombt, was das Zeug hält. Apropos hält: die Welt hält sich da sehr mit Kommentaren zurück. Aber ist ja eh egal, kommt ja noch mal als Wiederholung in den Spätnachrichten.

Dann diese unsägliche Politik in Deutschland. Ich bin da ja fast das ganze Jahr schon weit ab davon, aber dank Satellitenfernsehens kann ich mich der Chose doch nicht ganz entziehen. Was hatten wir nicht alles. Lebensmittelmarken Konsumgutscheine, Durchwinken der Online-Durchsuchungen, Wirtschaftsanaltunnelungen... Nee, ich glaube, ich höre vor Erreichen der fünf Punkte lieber jetzt auf, sonst beiß ich noch in die Auslegeware.

Mittwoch, 24. Dezember 2008

Ob

eigentlich Vegetarier zur Durchsetzung ihrer Ziele auch töten würden?

Montag, 22. Dezember 2008

Autsch!

Eine Intimrasur kann ganz leicht in Beutelschneiderei enden.
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Medizinalrat Prof. Dr. von Pé

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Ist ja klar. Es gibt immer wieder Beschwerdefälle in der Praxis. Diejenigen, die überlebten. Die dürfen sich dann schriftlich auslassen, und zwar an pathologe Kringel-A gmail Fliegenschiss com. Wer mir Werbung schickt, bekommt allerdings eine kostenfreie Vasektomie ohne Betäubung mittels eines stumpfen Eierlöffels.

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